Ich denke jetzt anders über meine Migräne und gehe anders mit ihr um. Beispielsweise nehme ich mir nichts mehr vor, wenn sich ein Migräneanfall ankündigt. Ich kann mir selbst sagen, dass ich zu Hause bleiben kann und setze mich selber nicht mehr so unter Druck.
Ich habe in meinem Leben nie viel Alkohol getrunken. Aber immer wenn ich etwas getrunken habe, bekam ich Migräne. Das war ein ganz starker Auslöser für mich. Ich verzichte jetzt fast auf Alkohol und mir geht es damit viel besser! Das war eine Erkenntnis für mich. Dadurch habe ich jetzt etwas mehr Kontrolle über die Migräne.
Auch Entspannungs- und Meditationstechniken helfen mir, mich nicht mehr so ausgeliefert zu fühlen. Ich versuche, mir auch immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass ich keinen Tumor habe und nichts in meinem Kopf platzen kann. Wissen hilft! In der Klinik sind wir auch die Schmerzabläufe im Kopf durchgegangen, das kann ich in Schmerzsituationen wieder abrufen. Was mir auch hilft, ist Sport, vor allem Ausdauersport. Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio. Frische Luft tut mir auch gut, aber vor allem der Sport.
Ich bin sehr froh, dass ich jetzt ganz gut ohne Tabletten auskommen kann. Die Tabletten bringen meinen Kreislauf durcheinander und ich bin immer wie auf Drogen. Das ist beängstigend. Ich habe dann das Gefühl, dass mir mein Körper irgendwie nicht mehr gehorcht. Mir wird oft auch von den Tabletten schlecht. Aber ich passe auf, dass ich keinen falschen Ehrgeiz entwickle, jetzt gar keine Tabletten mehr zu nehmen, wenn die Schmerzen zu stark werden.
Zu Hause habe ich immer ein Notfallkästchen mit Medikamenten parat. Pfefferminzöl tut mir gut, da achte ich drauf, dass da immer welches drin ist. Wenn es mir nicht gut geht, dann weiß ich, wo die Sachen sind.
Wenn ich merke, dass ich einen Migräneanfall bekomme, denke ich mir heute: „Du musst nichts machen, kannst alles absagen, du musst nirgendwo hingehen. Es gibt keine Zwänge und Verpflichtungen.“ Das klingt so einfach, aber tatsächlich zu sagen: 'Nein, ich kann nicht', und es auch so umzusetzen, ist für mich nicht leicht. Wenn ich es schaffe, ist das ein Erfolgserlebnis.
Früher habe ich mich viel mehr unter Druck gesetzt. Da habe ich mir immer gesagt: 'Augen zu und durch!' Ich habe auch mit ganz starker Migräne noch gearbeitet. Oft wäre ich fast umgekippt, aber ich habe irgendwie die Zähne zusammengebissen, obwohl ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Es sollte niemand etwas von meinen Schmerzen wissen. Und abends bin ich dann kaputt ins Bett gefallen. Der Akku war leer. Aber das mache ich heute nicht mehr.
Jetzt versuche ich, mir eher eine Auszeit zu nehmen. Manchmal geht das ganz gut. Aber wenn ich am Wochenende oder im Urlaub diese Schmerzen bekomme, belastet mich das besonders. Dann geht auch wieder diese Spirale im Kopf los: Warum jetzt? Warum ich? Dann rechtzeitig „Stopp“ zu sagen und zu akzeptieren, dass ich es nicht ändern kann, muss ich immer wieder aufs Neue lernen. Das kostet aber immer sehr viel Energie.