Esketamin (Spravato) bei Depression

Einleitung

Esketamin (Handelsname Spravato) ist seit Dezember 2019 für Erwachsene mit schwerer zur Behandlung einer aktuellen mittelschweren bis schweren Episode zugelassen. Die Zulassung für den psychiatrischen Notfall erfolgte im Februar 2021. Es wird in Kombination mit einem oralen Antidepressivum wie folgt eingesetzt:

  • wenn sich die in der aktuellen Episode mit mindestens zwei nicht verbessert hat oder
  • als akute Behandlung zur schnellen Linderung depressiver Symptome bei psychiatrischem Notfall

Bei einer Depression dauern traurige Gefühle und negative Gedanken an und überschatten das Handeln und Denken. Depressionen können ohne auslösendes Ereignis oder erkennbaren Grund auftreten. Betroffene fühlen sich oft, als ob sie in einem tiefen Loch festsitzen. Sie erleben sich als freudlos und antriebsarm, leiden unter starken Selbstzweifeln und empfinden sich als wertlos. Alltagsaktivitäten, Arbeit oder Lernen fallen schwer; Freunde, Familie und Hobbys werden vernachlässigt. Viele Betroffene haben Schlafstörungen. Manchmal verläuft eine in Phasen, das heißt, zwischen den depressiven Episoden liegen längere beschwerdefreie Zeiträume. In schweren Episoden können Gedanken an einen Suizid aufkommen.

Bei Depressionen stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die wichtigsten sind eine Psychotherapie wie etwa die kognitive Verhaltenstherapie und eine Behandlung mit Medikamenten (). Im Unterschied zu den klassischen soll Esketamin innerhalb von Stunden wirken und die Symptome der rasch lindern.

Anwendung

Esketamin ist als Nasenspray in einer Dosis von 28 mg (14 mg pro Sprühstoß) verfügbar.

Esketamin kann nur von einer Psychiaterin oder einem Psychiater verordnet werden. Der Wirkstoff wird in der Arztpraxis angewendet. Das heißt, die Patientinnen oder Patienten sprühen unter Aufsicht das Spray in die Nase und bleiben solange in der Praxis, bis sie nach ärztlicher Einschätzung entlassen werden können. Da Esketamin nicht bei erhöhtem Blutdruck angewendet werden darf, wird vor der Anwendung der Blutdruck gemessen. Der Blutdruck sollte erneut 40 Minuten nach der Anwendung überprüft werden.

Andere Behandlungen

Bei depressiven Erwachsenen in einer mittelschweren bis schweren Episode, bei denen sich die Symptome mit mindestens zwei unterschiedlichen nicht verbessert haben (therapieresistente ), kommt eine angepasste mit Lithium, Quetiapin retard oder die Kombination mit einem zweiten Antidepressivum wie Mianserin, Mirtazapin oder Trazodon infrage. Auch eine elektrokonvulsive ist eine Möglichkeit.

Bei depressiven Erwachsenen in mittelschwerer bis schwerer Episode, bei denen ein psychiatrischer Notfall vorliegt, kommen folgende Optionen infrage:

  • Krisenintervention / Psychotherapie
  • medikamentöse Akuttherapie zur Behandlung von Angst, Schlaflosigkeit, psychotischer Symptome, Unruhe
  • antidepressive oder Optimierung der bestehenden
  • elektrokonvulsive

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat zuletzt 2023 geprüft, ob Esketamin für depressive Erwachsene in einer mittelschweren bis schweren Episode im Vergleich zu den Standardtherapien Vor- oder Nachteile hat.

Der Hersteller legte hierzu eine Studie mit 676 Patientinnen und Patienten vor. Bei den Personen hatten bisherige Therapien nicht ausreichend gewirkt, sie befanden sich aber nicht in einem akuten Notfall.

Die eine Hälfte der Personen erhielt Esketamin, die andere Gruppe wurde mit Quetiapin retard behandelt. Alle Patientinnen und Patienten bekamen zusätzlich einen Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer oder einen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Sie wurden im Mittel () etwa acht Monate behandelt.

Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Esketamin?

Sehr starke Verbesserung der : Hier deutet die Studie auf einen Vorteil von Esketamin hin. Innerhalb von acht Monaten nach Beginn der waren 61 von 100 Personen weitgehend ohne depressive Symptome. Mit Quetiapin retard war das bei 45 von 100 Personen der Fall.

Allgemeine depressive Symptome: Auch bei der Verbesserung der allgemeinen depressiven Symptome deutet die Studie auf einen Vorteil von Esketamin hin.

Gesundheitsbezogene Lebensqualität: Auch hier deutet die Studie auf einen Vorteil bei der psychischen und körperlichen Lebensqualität hin.

Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen: Hier deutet die Studie ebenfalls auf einen Vorteil von Esketamin hin. Mit Esketamin brachen 4 von 100 Personen die Studie ab. Mit Quetiapin retard war das bei 11 von 100 Personen der Fall.

Welche Nachteile hat Esketamin?

Erkrankungen des Nervensystems: Bei diesen Nebenwirkungen deutet die Studie auf einen Nachteil von Esketamin bei Personen hin, die nur leichte bis mittelschwere depressive Symptome hatten. Hier trat bei 71 von 100 Patientinnen und Patienten eine Erkrankung des Nervensystems auf. Mit Quetiapin retard war das bei 44 von 100 Personen der Fall. Darunter befanden sich insbesondere die Nebenwirkungen Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Geschmacksstörung und Taubheitsgefühle der Haut.

Für Personen mit schweren depressiven Symptomen gab es keinen Unterschied zwischen den Therapien.

Bei folgenden Nebenwirkungen deutet die Studie für alle Patientinnen und Patienten auf einen Nachteil von Esketamin hin:

  • psychiatrischen Erkrankungen
  • Erkrankungen der Atemwege und des Brustraums
  • Übelkeit und Erbrechen

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: Hier zeigte sich kein Unterschied, insgesamt waren zwei Personen in der Studie verstorben.

Zudem zeigte sich kein Unterschied bei:

  • Suizidgedanken
  • Gesundheitszustand
  • schweren Nebenwirkungen

Welche Fragen sind noch offen?

Zur Häufigkeit von Rückfällen in die legte der Hersteller keine verwertbaren Daten vor.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse der Gutachten zusammen, die das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Esketamin (Spravato) als Behandlung und akuter Behandlung.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Esketamin (Major Depression, psychiatrischer Notfall) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A21-25. 28.05.2021. (IQWiG-Berichte; Band 1124).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Esketamin (therapieresistente Major Depression) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V (Ablauf Befristung); Dossierbewertung; Auftrag A23-18. 12.06.2023. (IQWiG-Berichte; Band 1573).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Esketamin (therapieresistente Major Depression) – Addendum zum Projekt A23-18; Projekt A23-75. 11.08.2023. (IQWiG-Berichte; Band 1614).

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Aktualisiert am 21. September 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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