Bluthochdruck: Wann sind Medikamente sinnvoll?
Einen erhöhten Blutdruck spürt man meistens nicht. Über die Jahre schadet er aber den Blutgefäßen und erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Als erhöht gilt der Blutdruck, wenn der obere Wert über 140 liegt oder der untere Wert größer ist als 90.
Wenn Sie einen erhöhten Blutdruck haben, fragen Sie sich vielleicht, was Sie dagegen tun können. Bei einem leicht erhöhten Blutdruck können schon mehr Bewegung und eine Ernährungsumstellung helfen, ihn auf normale Werte zu senken. Wenn der Blutdruck deutlicher erhöht ist, können dazu Medikamente nötig sein. Blutdrucksenker sind besonders sinnvoll, wenn noch andere Risikofaktoren für Herzkrankheiten bestehen.
Was sind die Risikofaktoren?
Das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen, hängt nicht allein vom Blutdruck ab. Auch Rauchen, Übergewicht, Diabetes Typ 2 und ungünstige Cholesterinwerte tragen dazu bei. Allgemein steigt das Risiko mit zunehmendem Alter. Bei Männern ist es etwas höher als bei Frauen. Auch die familiäre Veranlagung spielt eine Rolle. So ist das Risiko erhöht, wenn der Bruder oder Vater schon mit unter 55 Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatte. Ebenso, wenn die Schwester oder Mutter vor ihrem 65. Geburtstag einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatte.
Wie wird das Risiko berechnet?
Nur wenn man alle Risikofaktoren zusammen betrachtet, lässt sich das eigene Risiko abschätzen – am besten gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt. Spezielle Fragebögen oder Computerprogramme, sogenannte Risikorechner, können dabei helfen. In Deutschland wird zum Beispiel der sogenannte ARRIBA-Bogen verwendet. Das Ergebnis fällt für Frauen und Männer bei gleichen Werten unterschiedlich aus, da das Geschlecht ebenfalls eine Rolle spielt.
Warum sagen Blutdruckwerte allein wenig aus?
Warum die Blutdruckwerte allein zu wenig aussagen, macht ein Beispiel deutlich: Gleicher Blutdruck, unterschiedliches Risiko. Joachim ist 60 Jahre alt und hat einen leicht erhöhten Blutdruck von 142/93 Millimeter Quecksilbersäule. Darüber hinaus hat er keine weiteren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Heinz ist 60 Jahre alt. Er hat die gleichen Blutdruckwerte wie Joachim, raucht aber, hat einen leichten Typ-2-Diabetes und etwas ungünstige Cholesterinwerte.
Joachims Risiko ist deutlich niedriger als das von Heinz: Etwa 11 von 100 Männer, bei denen allein der Blutdruck leicht erhöht ist, bekommen in den nächsten zehn Jahren einen Schlaganfall oder Herzinfarkt – aber 33 von 100 Männer mit den gleichen Risikofaktoren wie bei Heinz. Obwohl beide Männer einen gleich hohen Blutdruck haben, unterscheidet sich ihr Risiko für Folgeerkrankungen also deutlich.
Wann sind Medikamente sinnvoll?
Blutdrucksenkende Medikamente können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um ungefähr 20 % bis 30 % senken. Eine Senkung um 20 % würde für Joachim bedeuten: Sein persönliches Risiko sinkt von 11 auf 9 von 100. Anders ausgedrückt: Wenn 100 Männer wie Joachim zehn Jahre ein Blutdruckmedikament nehmen, bleibt 2 von ihnen ein Schlaganfall oder Herzinfarkt erspart.
Nimmt Heinz einen Blutdrucksenker, verringert sich sein Risiko ebenfalls um 20 % - nämlich von 33 auf etwa 26 von 100. Anders ausgedrückt: Wenn 100 Männer wie Heinz zehn Jahre ein Medikament nehmen, bleibt 7 von ihnen ein Schlaganfall oder Herzinfarkt erspart. Ihre Aussicht auf einen Nutzen ist also deutlich größer.
Wie entscheide ich mich?
Welchen Nutzen man erwarten kann, ist aber nur ein Aspekt bei der Entscheidung für oder gegen eine Behandlung. Blutdrucksenkende Medikamente können Nebenwirkungen haben, und viele Menschen möchten möglichst lange ohne Medikamente auskommen. Für andere Menschen ist es das Wichtigste, einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen; mögliche Nebenwirkungen der Medikamente nehmen sie dafür in Kauf.
Ob es sich lohnt, Blutdrucksenker einzunehmen, ist deshalb eine Frage der persönlichen Abwägung: „Ist die Aussicht auf den Nutzen einer Behandlung mit Blutdrucksenkern für mich groß genug, um ihre Nachteile in Kauf zu nehmen?“ Es ist sinnvoll, die Argumente für und gegen eine Behandlung offen mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen.
Fotos: Panthermedia: www.panthermedia.net
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